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Geschichte des Mutterkamps

Am 1. April 1935 stellte die Stadt Braunschweig die zum Klostergut Riddagshausen gehörenden Felder zwischen dem Nußberg und den Wabeauen als Kleingartengelände zur Verfügung. Dieses Gelände wurde als Ersatzland für den Kleingartenverein Heinrichstraße ausgewiesen, weil dort das Fliegerviertel und das Luftgaukommando gebaut werden sollte.

Am Abend des 27. März trafen sich die Mitglieder des Kleingartenvereins Heinrichstraße in der Gaststätte Stadtpark zur Auslosung der Gärten im Mutterkamp; es standen hier 117 Gärten zur Verfügung. Schon am nächsten Tag begann die Umsiedlung. Mit Handwagen, Fahrradanhängern und Pferdewagen, wie Pioniere auf dem Treck, wurden Sträucher, Bäume und Laubenteile transportiert. Die Gartenfreunde trafen sich am 17. Mai 1935 im Restaurant Stadtpark zu ihrer ersten Versammlung. Dort wurde beschlossen, dass jedes Mitglied 39,50 Reichsmark für die Außenumzäunung zu zahlen habe. Außerdem mussten innerhalb kürzester Zeit sechs Brunnen gebohrt werden. In vielen Pflichtstunden wurden die Wege mit Bockasche befestigt und die Zäune an den Haupt- und Nebenwegen erstellt. Die ersten Lauben standen. 1936 wurde das erste Gartenfest in einem Zelt gefeiert. Dort wurde der Gedanke aufgegriffen ein Vereinsheim zu bauen. Fachleute setzten sich zusammen und 1938 konnte schon im neuen Heim gefeiert werden.

Während des Krieges 1941 wurde der Kleingartenverein Mutterkamp dem Kleingartenverein Nußberg als Parzelle angegliedert. Erstmals wurde 1946 ein Vorstand Mutterkamp gewählt. Heinrich Gramann konnte die meisten Stimmen auf sich vereinen und wurde nicht „Vereinsführer“ wie bisher, sondern 1. Vorsitzender. Diese Versammlung schloss nicht mit einem „Sieg Heil auf den Führer, sondern mit „Gut Grün“. Zur Erntezeit 1946 mussten, um die Erträge des Gartens zu schützen, Tag- und Nachtwachen eingerichtet werden. Diese wurden bis zur Währungsreform beibehalten.

Das alte Vereinsheim war mit der Zeit zu klein geworden. Kurz entschlossen rissen eine Hand voll Gartenfreunde die Sparkassenbaracke in Königslutter ab und bauten diese im Mutterkamp wieder auf. Unser Heim wurde in den folgenden Jahren laufend verbessert werden, so dass es heute noch urgemütlich besteht.

Weil der Trend vom Nutz- zum Erholungsgarten immer stärker wurde, war es erforderlich unsere Kolonie mit Wasser und Strom zu versorgen. Es wurde gebuddelt, jeder Garten erhielt einen Wasseranschluss. Die Freileitungen wurden entfernt und 3.500 Meter Erdkabel in drei Ringleitungen verlegt, um eine ausreichende Stromversorgung zu sichern.

Die Motorisierung setzte ein – wohin mit den Autos? Um die Fahrzeuge aus der Kolonie zu verbannen errichtete der Verein außerhalb der Anlage auf einem brachliegenden Streifen ausreichend Parkplätze.

In Eigenarbeit, mit der Unterstützung eines Fachmannes, war es möglich alle Wege des Vereins mit einer Bitumendecke zu versehen.

Vom 28. Juni bis 30. Juni 1985 feierten die Gartenfreunde das 50-jährige Bestehen im Festzelt mit großer Beteiligung.

Die 1959 verlegte Wasserleitung war zum großen Teil durchgerostet und musste durch eine PVC – Leitung ersetzt werden. Im Frühjahr 1991 begann der Eigenbau mit einem gemieteten Mini-Bagger im Sommer konnte „Wasser marsch“ gerufen werden. Die Kosten pro Garten betrugen 200 DM.

Der seit Jahren bestehende Vergnügungsausschuss richtete vom 5. Bis 6. August 1995 das 60-jährige Stiftungsfest in einem großen Festzelt aus.

Auf Grund des Immissionsgesetzes war es mit der monatlichen Verbrennung von Grünabschnitt auf einem Nebenplatz am Vereinsgelände vorbei.

Auch die Gemeinschaft wird bei uns sehr gepflegt. Seit 1995 fanden sich die Frauen unseres Vereins zu einer Kaffeeklatschrunde zusammen. Sie treffen sich einmal im Monat und haben schon viele Busfahrten und Radtouren unternommen. Seit 1995 hat der Verein keinen Kantinenwirt mehr und betreibt das Vereinsheim in eigener Regie. Auch die Männer haben einen monatlich stattfindenden Stammtisch. Bei Skat, Dart und Schnack hat sich die gemütliche Runde gefunden, die außerdem viele Exkursionen unternommen hat.

Der Zahn der Zeit hat auch an unseren Gartentoren genagt, so dass wir 1996 neue verzinkte Tore einbauen mussten. An den Kosten von 9000 DM hat sich jedes Vereinsmitglied mit 60 DM beteiligt. Nachdem unser Vereinsheim innen mit Holzpanelen verkleidet wurde, hatten die alten Ölöfen den Geist aufgegeben. Aus Mitteln des Vereinsheims haben wir innerhalb eines Monats eine neue Zentralheizung installiert.

An den Seiten der Haupt- und Seitenwege wurden Begrenzungssteine gesetzt und mit einer Schwarzdecke überzogen.

Nach zähen Verhandlungen hat sich die Stadt bereit erklärt das Vereinsheim an das Entwässerungsnetz anzuschließen. Ein Gartenfreund baute einen Transportwagen, um die Gruben in den Gärten mit einer Saugpumpe entleeren zu können.

Zweimal, am 18. Juli 2002 und am 2. Januar 2003 wurden 14 Gärten und der Vereinsplatz nach Hochwasser überflutet. Um weitere Überflutungen zu vermeiden wurden 80 m3 Mutterboden aufgebracht.

2005 wurde das 70-jährige und 2010 das 75 – jährige Bestehen gefeiert. In den letzten Jahren wurde kräftig in der Erhaltung und Modernisierung des Vereinsheims investiert. Die Toiletten wurden erneuert. Der Biergarten wurde neu gestaltet und der Kinderspielplatz mit neuen Spielgeräten ausgestattet. Ein Spielhaus wurde aufgestellt.

Im Jahr 2013 überflutete wieder das Hochwasser das Vereinsgelände. Für die fälligen Aufräumarbeiten musste sogar ein Großcontainer zur Entsorgung aufgestellt werden.

Das 80 jährige Bestehen des Vereins wurde am 4. Und 5. Juli 2015 mit einem großen Zelt gefeiert und zur Musik eines DJ getanzt.

2017 wurde die jahrelang gepflegte Tradition aufgegeben Schützenkönige auf dem vereinseigenen Schießstand zu ermitteln. Die Auflagen waren nicht mehr erfüllbar.

2018 wurde der Verein aufgefordert alle Lauben und Nebenbauten in den einzelnen Gärten zu erfassen und dem Landesverband zur Vorlage an die Stadt zu melden.

Mit einer Werterhaltungsumlage wurde in das Vereinsheim kräftig investiert. Durch Fachfirmen wurde ein neuer Fußbodenbelag in Holzoptik verklebt und die Decke mit Akustikplatten samt Beleuchtung neu abgehängt. Eine Notfallbeleuchtung nach den aktuellen gesetzlichen Vorgaben weist den Weg bei Gefahr.

2020 musste das bereits geplante Vereinsjubiläum wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. In den beiden Jahren mit Kontaktbeschränkungen wegen der Pandemie wurde der eigene Garten zum fast täglichen Zufluchtsort.