Nr. 090: Showdown der „Altvorderen“
Neuwahlen im Februar 1950: 32 zu 25 Stimmen, 4 Enthaltungen. Wer wird 1. Vorsitzender? Nur einer kann gewählt werden. Begnügt sich der Unterlegene mit dem Stellvertreterposten? Oder mit dem Posten des 1. Schriftführers?
An dieser Stelle schließt sich der Blog über die Entstehungsgeschichte des Kleingartenvereins Mutterkamp in den 1930er, 1940er und frühen 1950er Jahren, obwohl als Nächstes womöglich der Beginn eines heute äußerst spannend zu lesenden „Showdowns“ zwischen Gfr. Gramann und Gfr. Peters zu berichten wäre … Es sei nur ansatzweise geschrieben: Der Auseinandersetzungsprozess der beiden gipfelt im Februar 1950 nach den Neuwahlen zum Vereinsvorstand und endet im Februar 1951 im Guten. Ob sich die Verhaltensweisen aller Beteiligten zu einem „Eklat“ hinentwickelt hatten, ist schwer zu beurteilen. Es ist (eigentlich) sowieso nicht die Aufgabe der heute aktiven Chronistin, eine Wertung oder groß angelegte Interpretation der Quellen vorzunehmen. Wenn Mutmaßungen nur nicht so viel Freude bereiten würden …
Obstdiebstahl?! – „so lange gestohlen werde, könne von Vertrauen keine Rede sein“
Es geht beim Auseinandersetzungsprozess um einen möglichen Obstdiebstahl einer Frau – Versuch, Pflaumen mit einer Harke aus einem anderen Garten herunterzuholen; eine mögliche Zwangskündigung nach „Paragr. V. Absatz III.“ zum 1. Oktober 1947; das Schneiden von Rosen in fremden Gärten, das Schneiden von Margariten in fremden Gärten durch eine Tochter, um „beispielmachende Urteile“, eine Mitgliedschaftsaufhebung bis zur endgültigen Klärung, um die Kaninchenplage im Januar 1949, der auch deshalb schwierig nachzukommen sei, wenn/weil man nicht in fremde Gärten gehen könne; es sei leicht gesagt: „Vertrauen unter den Mitgliedern müsse wieder einmal hergestellt werden“ – sehr viel leichter gesagt, als getan, denn so lange gestohlen werde, könne von Vertrauen keine Rede sein … (vgl. PB I: Vorstandssitzung, 14.09.1947, S. 49; erweiterte Vorstandssitzung, ohne Datum, [1947], S. 50; Vorstandssitzung, ohne Datum, [1947], S. 51; 29.01.1949, S. 58–61, hier S. 60).
Gfr. will weder als 2. Vorsitzender noch als Schriftführer amtieren
Im Februar 1950 „folgt die Vorstandswahl: Zum 1. Vorsitzenden werden vorgeschlagen: Gramann [Nr. 11], Peters [Nr. 116], Freiberg [Nr. ?].“ Nachdem Gfr. Freiberg gebeten hat, von seiner Wahl abzusehen, verteilt das dreiköpfige Wahlkomittee Wahlzettel. Gfr. Gramann bekommt 32, Gfr. Peters 25 Stimmen und 4 Gfr. enthalten sich der Stimme. „G.Fr. Gramann ist wiedergewählt; er nimmt die Wahl an und will im Interesse aller arbeiten.“
Der unterlegene Gfr. Peters wird dann als 2. Vorsitzender vorgeschlagen, lehnt jedoch ab. Gfr. Peters wird dann zwar nicht auch noch als Kassierer, aber zum 1. Schriftführer vorgeschlagen – er lehnt diese angebotenen Ämter jedoch alle ab. Fazit und Originalzitat aus dem Protokollbuch: „Peters will in Opposition bleiben.“ (04.02.1950, PB I, S. 72–74, hier S. 73 f.)
Quellen:
- Protokollbuch I (1935–1962): Schrebergartenverein Mutterkamp 1935–1962. Handschriftliches Manuskript / Transkription. Archiv KGV Mutterkamp, 192 Seiten. (PB I)