Nr. 088: KGV Mutterkamp darf Alten Reitweg wie bisher vorläufig nutzen (Juli 1950)
Zuständig nicht Brachlandabteilung (nach Mai 1945), nicht Stadtgartendirektor und/oder Stadtbaurat (November 1945), sondern Stadtgartenamt (1946), und zwar der Stadtgartenhauptausschuss (Mai 1950)
Die gesamtgesellschaftliche Lage ist alles andere als nicht herausfordernd. In diesem Rahmen engagiert sich der Kleingartenvereinsvorstand unermüdlich als „Lobbyist“ und argumentiert selbstbewusst – das Schreiben ans Braunschweiger Stadtgartenamt über den Reit-/Fahrweg stammt wohl von (Ex-Pg.-)Peters, der zuweilen auch ins „Fabulieren“ über die Situation am sog. „Alten Reitweg“ gerät: „Alle diese Belästigungen [von promenierenden „Spitzbuben“ bis zu Grummetzertrampler] waren so groß geworden, daß besonders die Anlieger kaum noch Lust verspürten[,] im Jahre 1946 Gemüse zu bauen oder Obst zu züchten, geschweige Kleinvieh zu halten, denn es war mehr als zweifelhaft, ob sie die Früchte ihrer Mühe ernten würden.“ (Vorstandsschreiben Reit-/Fahrweg, 1946, S. 2)
Über die Jahre bleiben die Kleingärtnernden hartnäckig an ihrem Anliegen dran, die jeweiligen Zuständigen „proaktiv“ „umwerbend“ zu informieren: „Im Herbst [1949] war eine Besichtigung mit Herrn Mägde, dem Landesverbandsvorsitzenden. Der Reitweg wurde ihm besonders ans Herz gelegt, doch ist die Angelegenheit nicht ganz geklärt.“ (04.02.1950, PB I, S. 72–74, hier S. 72 f.)
„Erledigung des Reitweges“ wird „vorangetrieben“
Eine Notiz aus dem Juni 1950 lässt sich auch als trostreiches „Wir kümmern uns“ deuten: „Die Erledigung des Reitweges innerhalb der Gartenkolonie wird vom Stadtgartenamt durch Eingabe beim Stadtgartenhauptausschuß vorangetrieben.“ (03.06.1950, PB I, S. 75) Und es fällt als weiterer neuer Ansprechpartner über die Brachlandabteilung (nach Mai 1945), den Stadtgartendirektor und/oder Stadtbaurat (November 1945) bis hin zum Stadtgartenamt (1946) hinaus jetzt das Schlagwort „Stadtgartenhauptausschuss“ (Mai 1950).
Weg nach Riddagshausen an kompletter Südseite der Kolonie: „jede 2. Birke […] mußte fallen“
Immerhin wird der „Weg nach Riddagshausen“ vermutlich 1949 tatsächlich verändert worden sein, der parallel zur heutigen Ebertallee verläuft und deren Bepflanzung begonnen haben soll, die Gärten Nr. 1 bis 13 durch „wuchernde Wurzelbildung“ zu beeinträchtigen: „Die Straßenböschung ist auf Veranlassung des Vorstandes abgeholzt, jede 2. Birke am Wege nach Riddagshausen mußte fallen, da die Wurzeln zu weit im Erdreich in die anliegenden Gärten gingen.“ (04.02.1950, PB I, S. 72–74, hier S. 73) Sind die heute vorhandenen X kleinen Birken, im Übrigen eine sog. Pionierbaumart, die Überbleibsel der damaligen Aktion? „Desgleichen wurde die Vogelschutzhecke durchgeforstet. Es soll kein Abfall von den Gartenfreunden außerhalb der Umzäunung herumgeworfen werden, der Bombentrichter am Nußberg wird dafür empfohlen.“ (04.02.1950, PB I, S. 72–74, hier S. 73) Ist mit „der Vogelschutzhecke“ konkret die Bepflanzung auf der Höhe der Ebertallee gemeint, wo u. a. Schlehen wachsen? Oder die Bepflanzung zwischen den besagten Birken und der Außeneinfriedung der Kolonie (Drahtzaun) an den Gärten Nr. 1 bis 13?
Quellen:
- Vorstandsschreiben (10.05.1946): „An das Stadtgartenamt Braunschweig“. Ohne Verfasser:in [vermutlich W. Peters]. 2 Seiten. Archiv KGV Mutterkamp. (Vorstandsschreiben Reit-/Fahrweg, 1946)
- Protokollbuch I (1935–1962): Schrebergartenverein Mutterkamp 1935–1962. Handschriftliches Manuskript / Transkription. Archiv KGV Mutterkamp, 192 Seiten. (PB I)