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Nr. 084: KGV informiert neuen Landesverbandsvorsitzenden

Nr. 084: KGV informiert neuen Landesverbandsvorsitzenden

Einverleibung erfolgreich – Stadtgartenamt und Liegenschaftsamt verpachten Landstreifen an Verein – Verein muss (allerdings) Pächterinnen und Pächter dieser 10 Parzellen beaufsichtigen.

Seit Januar 1949 amtiert der neue Landesverbandesvorsitzende, Hermann Mädge. Die in der NS-Zeit belastete Sprache wirkt nach – das Protokoll vom 9. Oktober 1949 dokumentiert versehentlich den Titel „Landesverbandsführer“ Mägde (09.10.1949, PB I, S. 70). Der Vorstand bezieht Mägde in die Überlegungen mit ein: Wie ließe sich der Landstreifen an der Eisenbahn sinnvoll(er) nutzen? „Zweck der vorigen Sitzung [am 9. Oktober 1949] ist derjenige gewesen[,] den Landesverbandesvorsitzenden Mädge die Grenzen der Kolonie in den vergangenen Jahren zu erläutern[,] […] außerdem liegt die Planung vor[,] den früheren Reitweg längs der Bahn unserer Kolonie anzugliedern, es folgen nähere Erläuterungen darüber, falls die Angelegenheit akut werden sollte, auch vom Vorstand geregelt wird.“ (23.10.1949, PB I, S. 71)

Korrigierte Vermessung des Grabelandstreifens an der Bahnlinie. Archiv KGV Mutterkamp e. V.

Wer soll/darf dieses Land „beackern“? Wer „beaufsichtigt“?

Und die Angelegenheit wird „akut“, dem Wunsch nach „Einverleibung“ des Geländes wird stattgegeben. Dies geht aus dem Geschäftsbericht von 1951 hervor: „Das Stadtgartenamt in Verbindung mit dem Liegenschaftsamt hat nach voraufgegangenen mehrfachen Verhandlungen den Landstreifen westlich (sic) unserer Kolonie – zwischen Bundesbahn und unserer Kolonie – an den Verein verpachtet, mit dem Hinweis, daß die Personen, welche dieses Land beackern, vom Verein aus beaufsichtigt werden müssen. Für jeden Quadrahtmeter (sic) dieses Landes wird vom Liegenschaftsamt ein Beitrag von 0,02 DM. erhoben.“ (Geschäftsbericht 1951, S. 5) Ich unterstelle, dass hier ein (bemerkenswerter) „freudscher Verschreiber“ vorliegt. Wenn Gfr. Peters nämlich ausgerechnet von „Quadrahtmetern“ Land schreibt, statt von Quadratmetern, dann erinnere ich mich allzu lebhaft an das Zaunthema und unendliche Diskussionen: Wer zahlt wann an wen und in welcher Höhe die Maschendrahtzaun-Einfriedungen der „Musterkolonie Mutterkamp“?

Lageplan (1952): Grabelandstreifen an der Bahnlinie. Archiv KGV Mutterkamp e. V.

10 Parzellen entstehen am Landstreifen

Im Frühjahr 1952 geht es in der Sache Landstreifen an der Eisenbahn weiter. „Mit dieser Verfügung [vom 24. März 1952] sind die fraglichen Personen unserer Kolonie angeschlossen, es bleibt noch zu beraten, ob sie aktive oder passive Mitglieder werden sollen.“ (Geschäftsbericht 1951, S. 5) Um welche zehn Personen geht es im Einzelnen? Dies lässt sich anhand des Archivguts des KGV Mutterkamp nachvollziehen (vgl. Namensliste Pächter Parzellen am Grabelandstreifen, 1952): Insgesamt 1869 Quadratmeter sollen bewirtschaften: August Demann (Parzelle 1; 140 qm), Paul Polzin (Pz. 2; 274 qm), Emmy Behse (Pz. 3; 216 qm), Ernst Zollfrank sen (Pz. 4; 203 qm), August Hübner, Fasanenstraße 40 (Pz. 5; 764 qm), Herr/Frau Frenzel (Pz. 6; 174 qm), Hugo Behrens (Pz. 7; 132 qm), August Hübner (Pz. 8; 132 qm; identisch mit Pachtinteressent der Pz. 5), Ernst Zollfrank jun (Pz. 9; 132 qm) und Theodor Lange (Pz. 10; 84 qm). Für die zehn sehr schmalen Parzellen („Handtücher“?) fallen insgesamt Pachtgebühren im Wert von 37,38 DM an.

Liegenschaftsamt „vermisst sich“ und verlangt zu hohe Pacht – Einverleibung (wirklich) erfolgreich?! – Letztlich gehen die Pachtinteressenten leer aus?!

Allerdings hatte sich das Liegenschaftsamt zuvor – um den 24. März 1952 werden Zahlen ausgetauscht worden sein – verrechnet. Dies teilt „1. Vorstand“, Gfr. Peters, am 1. September 1952 der Stadtverwaltung mit: „Ich habe auf Verlangen der Pächter nochmals eine genaue Vermessung vorgenommen und im Anschluß daran das Gelände in einer Zeichnung festgelegt, die ich Ihnen hiermit überreiche.“ (Schreiben ans Liegenschaftsamt, Neuvermessung Parzellen am Grabelandstreifen, 1952; Lageplan Parzellen Grabelandstreifen, 1952) Weitere Unterlagen zum „Projekt“ Grabelandstreifen sind im archivierten Ordner mit den Geschäftsberichten nicht vorhanden. Doch ich gehe davon aus, dass sich das Unterfangen letztlich zerschlagen hat. Eine Antwort wird in den bislang nicht transkribierten Versammlungsprotokollen stecken (Stand der Transkription und Auswertung Ende 2023: Erweiterte Vorstandssitzung, 31.08.1951, S. 91 im Protokollbuch I).

Aufstellung der Pächterinnen und Pächter des Grabelandstreifens an der Bahnlinie mit Parzellennummer, Adresse und Quadratmeterzahl und entsprechender Pachtzahlungsgebühr. Archiv KGV Mutterkamp e. V.

1952 bewerben sich Vater und Sohn um Parzelle 4 und 9 am Grabelandstreifen. Die Familie erhält 1964 einen regulären Kleingarten im KGV Mutterkamp.

August Hübner, Fasanenstraße 40, wäre jedenfalls für zwei „Handtücher-“Parzellen berücksichtigt worden und hätte insgesamt knapp 900 qm Grabeland bewirtschaften können. Eine andere Familie hätte Parzelle 4 und Parzelle 9 erhalten sollen: Ernst Zollfrank senior, Lützowstraße 5, und Ernst Zollfrank junior, Korfesstr. 39. Es steht zwar nicht dabei, ob nun der Vater oder der Sohn gemeint ist, doch „Ernst Zollfrank“ taucht im „Jahresgeschäftsbericht 1964“ erneut auf. Der Name steht in der Liste „Neu aufgenommene Mitglieder, die mit der Übernahme eines Gartens liebäugeln“ (Geschäftsbericht 1964, S. 1). Dass sich Geduld auszahlt, zeigt sich wiederum ein Jahr später: Vorstand Kahnt begrüßt „Gartenfreund Zollfrank“ (endlich) als neuen Gartenbesitzer (Geschäftsbericht 1965, S. 1). Um welche Garten-Nr. handelt es sich?

Quellen:

  • Protokollbuch I (1935–1962): Schrebergartenverein Mutterkamp 1935–1962. Handschriftliches Manuskript / Transkription. Archiv KGV Mutterkamp, 192 Seiten. (PB I)
  • Peters, Wilhelm (1951c): „Geschäftsbericht für das Jahr 1951!“. 6 Seiten. Archiv KGV Mutterkamp. (Geschäftsbericht 1951)
  • Namensliste Pächter Parzellen am Grabelandstreifen (undatiert/1952): „Aufstellung der Pächter des Grabelandstreifens südlich (sic) der Kolonie.“ 1 DIN-A5-Seite. Archiv KGV Mutterkamp. (Namensliste Pächter Parzellen am Grabelandstreifen, 1952)
  • Peters, Wilhelm (01.09.1952): „An den Rat der Stadt (Liegenschaftsamt) Hier“. Durchschrift. 1 Seite. Archiv KGV Mutterkamp. (Schreiben ans Liegenschaftsamt, Neuvermessung Parzellen am Grabelandstreifen, 1952)
  • Lageplan 10 Parzellen Grabelandstreifen (undatiert/1952): Pz. 1 bis Pz. 2 mit Größenangaben. „Kleingartenverein ,Mutterkamp E.V.‘“ mit „Fahrweg“ und „Fußweg“ parallel zur „Eisenbahn n. Gliesmarode“ visavis „NUSSBERG“, des Weiteren eingezeichnet: „Straße n. Riddagshausen“, „Eingang z. Mutterkamp“ zwischen „Pz. 2“ und „Pz. 1“, Archiv KGV Mutterkamp. (Lageplan Parzellen am Grabelandstreifen, 1952)
  • Kahnt, Wolfgang (13.02.1965): „Jahresgeschäftsbericht 1964“. 2 Seiten. Archiv KGV Mutterkamp. (Geschäftsbericht 1964)
  • Kahnt, Wolfgang (12.02.1966): „Geschäftsbericht 1965“. 3 Seiten. Archiv KGV Mutterkamp. (Geschäftsbericht 1965)