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Nr. 072: Nussberg ausgehöhlt aus Mangel an bombensicheren (überirdischen) Schutzräumen

Nr. 072: Nussberg ausgehöhlt aus Mangel an bombensicheren (überirdischen) Schutzräumen

Luftschutzbunker sind teuer. Es mangelt an Material. Luftschutzstollen „aufzufahren“, erweist sich als günstiger – 600 m werden im Frühjahr 1945 in den Nussberg eingebaut.

Im Ostteil des Nussbergs wurde im Frühjahr 1944 ein Luftschutzstollensystem für 10.000 Bürgerinnen und Bürger gebaut. „Der Mangel an bombensicheren Schutzräumen in Riddagshausen und im östlichen Ringgebiet [auch im Wohnbereich Gliesmarode] mit seiner hohen Einwohnerzahl führte Anfang 1944 zur Projektierung“ (Ernst 2006, S. 153). Luftschutzstollen „aufzufahren“, war „kostengünstiger“, als Luftschutzbunker zu bauen – es herrschte Materialmangel. Im Wesentlichen Kriegsgefangene leisteten die Arbeit an den unterirdischen Schutzanlagen mit ihrer Länge von insgesamt ca. 600 m.

1940, S. 28/29. Protokollbuch I (1935–1962): Schrebergartenverein Mutterkamp 1935–1962. Handschriftliches Manuskript / Transkription. 192 Seiten. Archiv KGV Mutterkamp e. V. (PB I)
1941, S. 30/31. Protokollbuch I (1935–1962): Schrebergartenverein Mutterkamp 1935–1962. Handschriftliches Manuskript / Transkription. 192 Seiten. Archiv KGV Mutterkamp e. V. (PB I)

„Luftschutzstollen Nußberg“ bis Mai 1945 „nur behelfsmäßig freigegeben“

Doch der „Luftschutzstollen Nußberg“ war bis Kriegsende im Mai 1945 „nur behelfsmäßig zur Benutzung freigegeben; es gab weder Belüftungs- noch Toilettenanlagen. Die Eingänge konnten wegen der fehlenden Stahltüren nicht bombensicher verschlossen werden.“ Wenn es „Fliegeralarm“ gegeben hatte, kam es (zudem) zu „unerwünschten Ansammlungen im Bereich des Stollens“ (Ernst 2006, S. 155), denn die schutzsuchende Bevölkerung machte sich schon bald nach der ersten Luftlagemeldung auf den Weg – aufgrund weiter Distanzen vom östlichen Ringgebiet zum Nussberggelände. Wichtig fürs Verständnis und wichtig „nachzuempfinden“: Lange, weitgehend unbefestigte Zugangswege zum Luftschutzstollen bedeuteten „besonders bei Nacht und im Regen“ im „schlammigen, unbeleuchteten Gelände große Strapazen“ (Ernst 2006, S. 155).

1942, S. 32/33. Protokollbuch I (1935–1962): Schrebergartenverein Mutterkamp 1935–1962. Handschriftliches Manuskript / Transkription. 192 Seiten. Archiv KGV Mutterkamp e. V. (PB I)
1942, S. 34. Protokollbuch I (1935–1962): Schrebergartenverein Mutterkamp 1935–1962. Handschriftliches Manuskript / Transkription. 192 Seiten. Archiv KGV Mutterkamp e. V. (PB I)

Bei Fliegeralarm bilden sich „unerwünschte“ Menschenansammlungen vor der Luftschutzstollenanlage.

Interessanterweise führt die Rückschau auf die Kriegszeit erneut an den Ort, wo im März 1935 die Gründungsversammlung des KGV Mutterkamp mit der Parzellenverlosungsaktion stattgefunden hatte, nämlich ins Stadtparkrestaurant. Dort hätte der Polizeipräsident im September 1944 gerne einen Raum für ca. 30 Luftschutzpolizisten angemietet, um sich von diesen unterstützen zu lassen – bei der „Aufrechterhaltung der Ordnung“ rund um den Luftschutzstollen am Nussberg. Die Stadtverwaltung benötigte jedoch das Stadtparkrestaurant als „Auffangstelle für Soldaten“ und „im Bedarfsfalle ständig als Musterungslokal der Wehrmacht“ (Ernst 2006, S. 155 f.). Der Oberbürgermeister verwies auf einen Raum im Luftflottenkommando oder auf die „Gaststätte Hagenring“. Befand sie sich dort, Hagenring 2, wo heute das „Rhodos Haus“ liegt?

Quellen:

  • Ernst, Wolfgang (2006): ÜberLebensorte – Bunker in Braunschweig von der Planung bis zur Gegenwart. Braunschweig: Appelhans.