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Nr. 070: Sturm und Kälte wechseln mit geruhsamen Tagen und warmem Sonnenschein

Nr. 070: Sturm und Kälte wechseln mit geruhsamen Tagen und warmem Sonnenschein.

Welches Wirken und Schaffen im Vereinsleben gibt es 1943 zu berichten? Unliebsame Handlungen: Diebstahl – Gute Taten: Prämierung als „bester Garten unserer Parzelle“

Die Chroniken 1985–2015 fassen zusammen: Während des Krieges 1941 wurde der Kleingärtnerverein Mutterkamp dem Kleingärtnerverein-Nußberg als Parzelle angegliedert. Die Chronik von 1960 führt etwas weiter aus: Wie Sturm und Kälte wechseln mit geruhsamen Tagen und warmem Sonnenschein, so ist auch das Wirken und Schaffen im Vereinsleben durch unliebsame Handlungen und durch gute Taten bestimmt. Was damit konkret gemeint sein dürfte, verraten die Protokolle der Vereinsversammlungen.

Eine unliebsame Handlung ist beispielsweise Diebstahl. Im August 1943 ist festgehalten: „Hauptpunkt der Tagesordnung war die Besprechung über die überhandnehmenden Diebstähle. Es ist ein Flurschutz eingerichtet, der in unserer Parzelle von G.K. [Gartenkamerad] Schrader [Nr. 69] ausgeübt wird. Der Vorstand soll die Mitglieder darauf aufmerksam machen, daß G.K. Schrader von seiner Schußwaffe nach erfolglosem Anruf Gebrauch macht. Diebstahl, der von Gartenkameraden ausgeführt wird, wird mit Austritt aus dem Verein und Verlust des Gartens bestraft.“ (28.08.1943, PB I, S. 37–38, hier S. 37)

Aus Anlass des 25. Vereinsgeburtstags 1960 lädt der Vorstand Dipl.-Gärtner H. Löhmer herzlich ein, der damals in der städtischen Grünplanung tätig gewesen sein wird. Stadtarchiv Braunschweig: E 32,1 Nr. 341.17 (A3-941/56 33/46); E 63, 267–270, Akz. 2008/167, Hefte 1–4; E 67: 158 (67–323) Foto: Archiv KGV Mutterkamp e. V.

Im Frühjahr 1942 bestelltes Saatgut war minderwertig – 1944 wird nicht in gleicher Menge bestellt – empfohlen wird die Kartoffelsorte „Sieglinde“.

Weiteres „Unliebsames“ im Vereinsleben lässt sich mit diesen Bemerkungen verknüpfen: „Wer Tiere im Garten besitzt, hat sie auch zu pflegen. Der Vorstand wird beaufsichtigen.“ (07.03.1943, PB I, S. 35–36, hier S. 35) „Es ist Klage zu führen über manche G. K., die ihre Tiere schlecht behandeln. Der Vorstand wird die Tierzucht überwachen. (28.08.1943, PB I, S. 37–38, hier S. 38)

Angesichts des zeithistorischen Kontextes dürfte es mitunter schwer zu bewerkstelligen gewesen sein, „erfolgreich“ kleinzugärtnern: „Eine Bestellung von Saatgut soll im nächsten Frühjahr nicht wieder stattfinden, weil dasselbe im letzten Frühjahr minderwertig ausgefallen ist. Auch die Bestellung von Saatkartoffeln soll nicht wieder in der gleichen Menge geschehen. Empfohlen wird ,Sieglinde‘. Die Beschaffung von Dünger ist schwierig. Eine Strohbestellung für Tierbesitzer ist bereits geschehen. Torfballen können nur an einzelne G.K. abgegeben werden.“ (28.08.1943, PB I, S. 37–38, hier S. 37)

Aus Anlass des großen runden Geburtstags 1985 wird ein großer Kleingartenwettbewerb veranstaltet. Das Archiv des KGV Mutterkamp e. V. bewahrt und verwahrt die Ergebnisse der 3-köpfigen Bewertungskommission.

Wochenblatt „Grüne Post“ prämiert „besten Garten“

Mit einer guten Tat im Vereinsleben lässt sich wohl erfolgreich-prämiertes kleingärtnerisches Tun assoziieren: „Als bester Garten unserer Parzelle ist derjenige von Kamerad Schirmer [Nr. 42] festgestellt worden. Gartenkamerad Meyer ([Nr.] 41) wurde vom Bezirksobmann [X] durch eine Plakette ausgezeichnet.“ (12.04.1942, PB I, S. 32–34, hier S. 32) Ein Jahr später wird Gfr. Meyer erneut positiv erwähnt – ist Schriftführer Meyer gemeint? Gfr. Meyer von Garten Nr. 16 oder von Nr. 41? Dies lässt sich nicht sagen, jedenfalls: „In der ,Grünen Post‘ ist G. K. Meyer (Grünstraße) als Preisträger für den besten Garten veröffentlicht.“ (07.03.1943, PB I, S. 35–36, hier S. 35) Das Wochenblatt „Die Grüne Post – Sonntagszeitung für Stadt und Land“ stammte aus dem Berliner Ullstein Verlag, richtete sich vor allem an eine ländliche Leserschaft und wurde 1944 eingestellt (Simons 2017).

Quellen:

  • Protokollbuch I (1935–1962): Schrebergartenverein Mutterkamp 1935–1962. Handschriftliches Manuskript / Transkription. Archiv KGV Mutterkamp, 192 Seiten. (PB I)
  • Simons, Olaf (2017): Ullstein Verlag, Berlin. Vom Zeitschriftenkonzern zum Mediengiganten – Ullstein unter den Söhnen des Firmengründers. In: Datenbank Schrift und Bild 1900 – 1960. Online: http://www.polunbi.de/inst/ullstein.html [11.12.2023]