Menü Schließen

Nr. 068: Statt Plastik: Papierhauben

Nr. 068: Statt Plastik: Papierhauben

Gfr. Rünger folgt Herrn Dippold als „Landesgruppenführer“ nach. – „[D]er Mutterkamp [hat] schöne Anschlagkästen“, heißt es. Anschlagkästen sind wichtig: Hier werden Infos verteilt.

Der KGV Mutterkamp (und der KGV Soolanger wohl auch) muss sich 1941/1942 also bei jenem Eintrag im „Braunschweigischen Adreßbuch“ miterwähnt „fühlen“: „Kleingärtnerverein ,Nußberg‘ E. V., Vereinsleiter: Stadtsekretär Otto Thies, Karlstr. 62.“ (Braunschweigisches Adreßbuch 1941, S. 31; 1942, S. 31) Oder so: Man muss eben wissen, wer „Landesgruppenführer“ Dippold ab 1940 nachfolgt. Dieses „Amt“ heißt dann „Gruppenleiter“ der „Bezirksgruppe Braunschweig im Landesbund Niedersachsen im Reichsbund deutscher/Deutscher Kleingärtner, E.V.“ (Braunschweigisches Adreßbuch 1940, S. 29; 1941, S. 31). Diese „Funktion/Organisation“ begleitet nämlich Gfr. Rünger und der hatte Garten-Nr. 103 im Mutterkamp gepachtet. Gfr. Rünger ist 1942 im Adressbuch als „Landesgruppenführer“ nicht erwähnt – warum auch immer. Doch sein Stellvertreter ist abgedruckt, nämlich Gfr. Diederich, Pächter des Gartens 109 im Mutterkamp (vgl. Braunschweigisches Adreßbuch 1940, S. 29; 1941, S. 31; 1942, S. 31).

Um den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg planen zu können, mussten zunächst die Ausmaße der Zerstörungen festgestellt werden. Nach dem politischen und militärischen Zusammenbruch waren die Gemeinden die einzigen Verwaltungsorgane, die sofort wieder in Aktion traten. Also wurde die städtische Bauverwaltung damit betraut, die Schäden festzustellen, und zwar in vier Schadensstufen. Der Verlauf des bogenförmigen Adamsgrabens ist noch eingetragen. Der Wassergraben begrenzte von der linken Seite das ehemalige Fricke’schen Gelände, wo die ehemalige Kolonie an der verlängerten Heinrichstraße ihre Parzellen hatte. Diese heißt jetzt Dürerstraße, denn die Straßennamen des sog. Fliegerviertels tragen inzwischen die Namen von Malerinnen und Malern. Die Boelckestraße ist in Grünewaldstraße umbenannt worden. Foto: Stadtarchiv Braunschweig: „Die Geschichte der Stadt Braunschweig in Karten, Plänen und Ansichten“ (= Atlas 3), Signatur A III 102: Blatt 65-4 (=3.65-4). Blatt 4: Nordosten. Foto: Archiv KGV Mutterkamp e. V.

Wichtige („schöne“) Anschlagkästen im Mutterkamp

Wird nachfolgend eine Lappalie protokolliert?: „Hervorgehoben wird, daß der Mutterkamp schöne Anschlagkästen hat.“ (21.07.1941, PB I, S. 31) Oder sind intakte Anschlagkästen zu Kriegszeiten schlicht nicht selbstverständlich?!

Dass die Pächterinnen und Pächter andere Materialien als heute verwendet haben, ist hier belegt: „Besonders interessierte die Mitglieder die Anwendung der Papierhauben. Wir sehen, wie die Pflanzen unter denselben den zu gleicher Zeit gepflanzten Freilandpflanzen weit voraus waren. Da die Anwendung sehr einfach und die Anschaffung recht billig ist (die einzelne Haube 2–2 ½ RPf.), wird eine Verwendung der Hauben im nächsten Jahre in größerem Maße stattfinden. Ein Apparat zur Herstellung der Hauben kostete 23 RPf.“ (25.05.1941, PB I, S. 30–31, hier S. 30)

Auf der heutigen Ebertallee fuhr zwischen 1935 und 1963 eine Straßenbahn. Das Nordosten-Blatt der Schadenskarte zeigt, dass der Weg durch den Prinz-Albrecht-Park ab 1935 stark ausgebaut worden ist. Ein eigener Gleiskörper für die Straßenbahn wurde verlegt. Die Haltestelle „Zum Nussberg“ befand sich an der Eisenbahnüberführung/Straßenbrücke. 1963 wurde die Linie eingestellt. Foto: Stadtarchiv Braunschweig: Historischer Atlas, 1.142

Unkraut wegen „Fliegergefahr“ nur mittags verbrennen – Frauen in der Fachberatung – an der Laube „Splittergraben“ anlegen

Das Kriegsgeschehen beeinflusst die Kleingärtnernden – für Juli 1941 ist notiert: „Früchte sollen abgeliefert werden fürs Lazarett und zwar parzellenweise.“ (21.07.1941, PB I, S. 31). „Wegen Fliegergefahr darf das Unkraut nur am Tage verbrannt werden“ (21.07.1941, PB I, S. 31), genauer: „z. Zt. nur von 12–15 Uhr“ (21.07.1941, PB I, S. 31). Schutz vor Trümmern, Splittern und Gaseinwirkung tut not, wie dieser protokollierte Satz auf den Punkt bringt: „Wer in seinem Garten übernachten will, muß sich einen Splittergraben anlegen.“ (28.08.1943, PB I, S. 37–38, hier S. 38)

Kleingärtnernde Frauen rücken im April 1942 in den Fokus der Kladde mit den Abschriften der Vereinsversammlungen: „Es wird darauf hingewiesen, daß den Frauen, deren Männer in der Wehrmacht stehen, Hilfe zukommen muß.“ (12.04.1942, PB I, S. 32–34, hier S. 34) Und im August 1943 ist zu lesen: „Der anwesenden Fachberaterin dankte der Vereinsführer für ihre den Frauen geleistete Arbeit“ (28.08.1943, PB I, S. 37–38, hier S. 38). Der Name der Fachberaterin ist in der Transkription des Protokollbuchs nicht ausfindig zu machen.

Quellen: