Nr. 057: Firma Rehwinkel sorgt für Brunnen
Nicht nur der Zaun kostet, sondern auch die sechs „Abessinierbrunnen“ müssen in den Boden gerammt werden. Darüber hinaus sind die Gartenhäuschen sowie die Pflanzen zu bezahlen …
„Brunnen: Dieselben sollen an den bezeichneten Plätzen errichtet werden. Es werden nur abessinier. Brunnen aufgestellt. Der Brunnenbauer hat für Wasser und für Brauchbarkeit der Pumpen zu garantieren. Sollte an einem vorgesehenen Platze Wasser nicht angetroffen werden, so muß in der Nachbarschaft gebohrt werden.“ (17.05.1935, PB I, S. 1) Wenn von sechs „Abessinierbrunnen“ die Rede ist, dann ist ein eingerammter Brunnen gemeint, „der indes nur bei kleineren Einzelversorgungen, z. B. bei Landgrundstücken und auf Weiden, Verwendung findet.“ (vgl. WAV 2023) Ein „Rammbrunnen“, auch „Schlagbrunnen“ genannt, stellt eine Sonderform eines „Bohrbrunnens“ dar, erschließt Grundwasser mit senkrechten/vertikalen Fassungen und nutzt „Grundwasserleiter“ in beliebiger Tiefe unter Tage.
Exkurs Rammbrunnen/Bohrbrunnen vs. Schachtbrunnen vs. Quellfassung
Wen es interessiert: Im Gegensatz dazu ist der „Schachtbrunnen“ aus dem Wasserloch der Vorzeit entstanden und hat waagerechte/horizontale Fassungen. Als Drittes wäre noch von „Quellfassungen“ zu berichten, wenn Grundwasser auf natürlichem Wege an der Erdoberfläche austritt (Quellwasser). Ausgerechnet in der gleichen Zeit, mit der sich der Blog beschäftigt – nämlich im Jahr 1943 –, normierte der „Fachnormenausschuss Brunnenbau“ den Begriff „Bohrbrunnen“ für vormals „Rohrbrunnen“ – bei der Brunnenbohrung wird u.a. ein vollwandiges „Brunnenrohr“ eingesetzt, begleitet von einem „Filterrohr“ mit „Sumpfrohr“. Statt „Kesselbrunnen“ sollte „Schachtbrunnen“ gesagt werden. Und der Ausdruck „Rammbrunnen“ ersetzte den Begriff „Absessinierbrunnen“! (vgl. WAV 2023)
Hohe monatliche Abschlagszahlungen
Was die sechs Rammbrunnen angeht: „die Firma Rehwinkel wurde mit der Herstellung beauftragt und stellte dafür den Betrag von 914,75 RM [ca. 220 Euro] in Rechnung. Mit der Rechnung des Gerlich in Höhe von 13 476,86 RM zusammen […] waren den Gartenfreunden Kosten aufgebürdet, die ganz beträglich [sic; beträchtlich] waren“ (Redemanuskript, 20 Jahre, 1951, S. 3): Den großen Betrag von 14391,61 RM, also ca. 3500 Euro, gilt es zu „wuppen“, doch damit nicht genug: Dazu kommt für jeden die Aufstellung eines Gartenhäuschens, das als Außenwand mit Nut- und Federbrettern senkrecht verkleidet werden soll sowie die Beschaffung der Pflanzungen. Es sind also erhebliche Opfer, die unsere Gartenfreunde auf sich genommen haben und den meisten von ihnen sind die monatlichen Abschlagszahlungen sehr schwer gefallen.
Quellen:
- Protokollbuch I (1935–1962): Schrebergartenverein Mutterkamp 1935–1962. Handschriftliches Manuskript / Transkription. Archiv KGV Mutterkamp, 192 Seiten. (PB I)
- Bornemann, Heidrun (2023): Angestaubte Sitzungsprotokolle in Sütterlin entziffern. Online: https://lektorenverband.de/festschrift-fuers-85-vereinsjubilaeum-von-heidrun-bornemann/ [11.01.2024] (Lektorenverbandsblog 2023)
- Wasser- und Abwasserverband (WAV) Osterholz (2023): Grundwasserfassungen. Online: https://wav-osterholz.de/wp-content/uploads/2020/02/Grundwasserfassungen.pdf [07.12.2023]
- Redemanuskript (1955): „Zur 20-jährigen Gründungsfeier der Gartenkolonie ,Mutterkamp‘!“ Ohne Verfasser:in. Archiv KGV Mutterkamp, 4 Seiten. (Redemanuskript, 20 Jahre, 1955)