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Nr. 056: „die Abtragung der Schuld bislang zufriedenstellend“

Nr. 056: „die Abtragung der Schuld bislang zufriedenstellend“

Die Außenumzäunung und Inneneinzäunung gilt als gemeinschaftliche Anlage. Das städtische Hochbauamt hat sie verlangt. Der KGV Mutterkamp hat sie beauftragt. Die Abzahlung schreitet voran. Der Drahtwarenfabrikant verschickt eine Mahnung. – Und die Kaninchen fängt das Frettchen (nicht mehr).

Und wer bezahlt die Zäune? Der Vereinsführer betont immerhin im Januar 1936, „daß die Abtragung der Schuld bislang zufriedenstellend ist.“ (11.01.1936, PB I, S. 12–14, hier S. 12). Doch er droht gleichfalls, „die Gartentore für Fuhrwerke verschließen zu lassen, damit jedes Fuhrwerk nur unter Aufsicht eines beauftragten Schlüsselwartes ein- und ausfahren kann“ (11.01.1936, PB I, S. 12–14, hier S. 13), weil die Einzäunung immer wieder beschädigt wird. Und der Vereinsführer lässt (weiter-)verkünden: „Die endgültige Abnahme der Umzäunung erfolgt im März [1936]. Etwaige Mängel sollen dann noch beseitigt werden.“ (11.01.1936, PB I, S. 12–14, hier S. 13) Doch schon im Februar 1936 setzt sich die Diskussion um die teuer angeschaffte gemeinschaftliche Anlage weiter fort: „Es wird nochmals der Streit um die Umzäunung der Gärten angeschnitten, und der Vereinsführer teilt mit, Herr [Landesgruppenführer] Dippold habe ihm gesagt, der Rat der Stadt habe die Umzäunung gutgeheißen & der Fabrikant Grimm [mit Fragezeichen am Rand gekennzeichnet; der Name stimmt nicht, der KGV Mutterkamp hatte mit Fa. Gerlich zu tun; gleichwohl ist Fa. Grimm bis heute ein Anbieter im Zaunbau in Braunschweig] habe auf den Auftrag verzichtet“ (12.02.1936, PB I, S. 14–16, hier S. 15).

Historischer Bauplan (1952). Nr. 76 / Hermann Meves oder Nr. 78 / Willi Hacke. Grundriss. Stadtarchiv Braunschweig: E 32,1 Nr. 341.17 (A3-941/56 33/46); E 63, 267–270, Akz. 2008/167, Hefte 1–4; E 67: 158 (67–323).
Historischer Bauplan (1952). Nr. 76 / Hermann Meves oder Nr. 78 / Willi Hacke. Querschnitt. Stadtarchiv Braunschweig: E 32,1 Nr. 341.17 (A3-941/56 33/46); E 63, 267–270, Akz. 2008/167, Hefte 1–4; E 67: 158 (67–323).

Lesung aus dem Protokoll vom 17. Mai 1935: Kleingärtnernde des KGV Mutterkamp haben die Einfriedungen selbst beauftragt!

Im August 1936 findet der „neuentfachte Streit um diese Angelegenheit […] seinen Höhepunkt, als der [neue] Vereinsführer [G. F. Rünger, Nr. 103] einen Mahnbrief der Fa. Gerlich bekannt gibt. Eine schnelle sächliche Klärung findet statt, als aus dem Protokoll der Mitglieder-Versammlung vom 17. 5. 35 verlesen wird, daß der Verein die fragl. Innenumzäunung selbst beschlossen hat.“ (28.08.1936, PB I, S. 17)

Die Auftraggeber der Außenumzäunung und Inneneinzäunung waren also die Kleingärtnernden des KGV Mutterkamp selbst? Dieser Erkenntnis folgend, bittet der Vereinsführer den Landesgruppenführer „Dippold, nochmals Rücksprache mit Herrn Gerlich zu nehmen, ob er vielleicht bereit ist, dem Verein durch Nachlassen seiner Forderung zu helfen. Herr Dippold verspricht daraufhin, gemeinsam mit den Herren Lenz [neuer Stadtgruppenführer, Nachfolger von Herrn Grote] und Rünger Schritte zu unternehmen; auch die beiden genannten Herren erklären sich bereit.“ (28.08.1936, PB I, S. 17)

Umzäunung muss erst einmal voll abgezahlt werden, dann lässt sie sich abschreiben.

Ein Jahr später, im März 1937, ist der Stand der Dinge der folgende: „a) Der Vereinsführer erstattet Bericht über seine Verhandlungen mit Herrn Gerlich wegen eines Preisnachlasses für die Umzäunung & mit dem Ministerium über ein Darlehen. […] e) Es entspinnt sich eine Aussprache über die Abschreibung der Umzäunung mit dem Ergebnis, daß die Umzäunung für jeden Garten erst einmal voll eingezahlt werden muß. Dann erst kann eine Abschreibung von 5 % jährlich erfolgen, rückwirkend vom 1. Jan. 1936.“ (08.03.1937, PB I, S. 19–21, hier S. 19)

Historischer Bauplan (1952). Nr. 76 / Hermann Meves oder Nr. 78 / Willi Hacke. Längsschnitt. Stadtarchiv Braunschweig: E 32,1 Nr. 341.17 (A3-941/56 33/46); E 63, 267–270, Akz. 2008/167, Hefte 1–4; E 67: 158 (67–323).
Historischer Bauplan (1988). Stadtarchiv Braunschweig: E 32,1 Nr. 341.17 (A3-941/56 33/46); E 63, 267–270, Akz. 2008/167, Hefte 1–4; E 67: 158 (67–323).
Historischer Bauplan (1988). Stadtarchiv Braunschweig: E 32,1 Nr. 341.17 (A3-941/56 33/46); E 63, 267–270, Akz. 2008/167, Hefte 1–4; E 67: 158 (67–323).

Kaninchenplage – „Leider ist das Frettchen eingegangen …“

Und wie wurden die Kaninchen „ferngehalten“, denen kein Zaun zu trotzen vermochte? „In welcher Weise“ beschloss der Gesamtvorstand, die Hauptumzäunung einheitlich zu „unterfüttern“? (vgl. 02.08.1935, PB I, S. 4–6, hier S. 5) Dies ist nicht dokumentiert. Festgehalten ist, dass Kaninchen koexistierten – zum Verdruss der Kleingärtnernden: „Das Abschießen der Kaninchen darf nur durch Flurschützen geschehen. Empfohlen wird das Fangen mit einem Frettchen.“ (01.06.1940, PB I, S. 28–29, hier S. 28 f.) So funktioniert das „Frettieren mit Netzen“: Ein Jäger setzt ein zur Jagd abgerichtetes Frettchen, also eine Marderart, in den Kaninchenbau. Die aus dem Bau flüchtenden Kaninchen verfangen sich in ausgelegten Netzen („Sprengnetz“) oder Drahtreusen. Das Frettchen folgt der Geruchsspur des fliehenden Kaninchens und wird dann vom Jäger am Ausgang des Kaninchenbaus erwartet, um sich von diesem wiedereinfangen zu lassen (DJZ 2014). Dementsprechend „stolz“ klingen die Kleingärtnernden des KGV Mutterkamp im April 1942: „Die Bekämpfung der Kaninchenplage hat 14 Tiere zur Strecke gebracht.“ (12.04.1942, PB I, S. 32–34, hier S. 32)

„… und ein neues nicht zu beschaffen“

Im August 1943 macht sich dagegen „Frust“ bemerkbar: „Die Kaninchenplage ist in diesem Jahre besonders schlimm. Jeder hat dafür zu sorgen daß sich in seinem Garten kein Bau befindet. Leider ist das Frettchen eingegangen und ein neues nicht zu beschaffen.“ (28.08.1943, PB I, S. 37–38, hier S. 37)

Quellen:

  • Protokollbuch I (1935–1962): Schrebergartenverein Mutterkamp 1935–1962. Handschriftliches Manuskript / Transkription. Archiv KGV Mutterkamp, 192 Seiten. (PB I)
  • DJZ (Deutsche Jagdzeitung) (21.08.2014): Frettieren. Online: https://djz.de/frettieren-2925/ [05.12.2023]