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Nr. 047: Gesamtvorstand komplett – „Gartenverein Mutterkamp“ ab dem 2. August 1935 „erstmalig verhandlungsfähig“

Nr. 047: Gesamtvorstand komplett – „Gartenverein Mutterkamp“ ab dem 2. August 1935 „erstmalig verhandlungsfähig“

Keine Ehrenämter mehr, sondern „Funktionen“ – „Gangobleute“, „Vereinsobleute“, „Gartenpolizisten“. Ein übertragener Posten kann freilich nicht mehr weitergeführt werden, wenn der Garten „aus besonderen Umständen aufgegeben“ wird / aufgegeben werden muss.

Die 118 Gärten sind wie gesagt in fünf Bezirke unterteilt, verwaltet von fünf Gartenobmännern. Statt von (Ehren-)Ämtern ist von „Funktionen“ die Rede: „So gut es in der Aufbauzeit der Kolonie möglich war, haben die aufgeführten Gartenfreunde die ihnen auferlegten Funktionen ausgeführt. Die eingeleitete Organisation kann als nutzbringend für den Verein bezeichnet werden.“ (Abschrift Hauptakte, 1951, S. 2)

„Gartenpolizisten“

Im Mai 1938 beruft der KGV darüber hinaus sog. „Gartenpolizisten“ ins Amt: „Zu Gartenpolizisten mit dem bes. Auftrag, über die Ordnung in den Gärten und in den Wegen zu wachen, werden ernannt: Gang 1: G.F. Grammann; Gang 2: derselbe; Gang 3: G.F. Hampe; für den Teil nördlich des Reitweges: G.F. Klie“ (12.05.1938, PB I, S. 22–23, hier S. 22 f.; unterstrichen im Original). Gemeint sind Heinrich Gramann, Pächter von Nr. 11 und Vereinsvorsitzender 1946–1951, sowie Robert Hampe, Nr. 60, und Wilhelm Klie, Nr. 96. Wie ist die Aufteilung nach „Gängen“ genau gemeint? Aufgrund der fünf „Bezirke“ – sozusagen oben links, unten links, Mitte oben, Mitte unten und rechts außen – nehme ich an, dass „Gang 1“ die Gärten Nr. 1–39 meint. „Gang 2“ umfasst wohl die Gärten Nr. 40–59 plus Nr. 118, während sich „Gang 3“ auf die Gärten Nr. 60–89 bezieht und mit dem „Teil nördlich des Reitweges“ die Gärten Nr. 90–119 zusammengefasst sind.

Eine junge Gartenfreundin! (1960): 11. Juni 1960. An die Gartenfreunde vom Mutterkamp! 2-seitiges Gedicht anlässlich des 25. Vereinsjubiläums 1960, hier Vorderseite. Archiv KGV Mutterkamp e. V. Foto: Archiv KGV Mutterkamp e. V.
Eine junge Gartenfreundin! (1960): 11. Juni 1960. An die Gartenfreunde vom Mutterkamp! 2-seitiges Gedicht anlässlich des 25. Vereinsjubiläums 1960, hier Vorderseite. Archiv KGV Mutterkamp e. V. Foto: Archiv KGV Mutterkamp e. V.

„seinen Garten aus besonderen Umständen aufgegeben“

Die politische Instrumentalisierung des Kleingartenwesens lässt sich nicht ignorieren. Warum ist Hermann Horn, Nr. 18, nur von März bis Juli 1935 der Vorsitzende des Gartenvereinsvorstands, wie ihn die Festschrift von 1960 anlässlich des 25. Vereinsjubiläums aufführt? Warum hat Gfr. Horn nicht das erste Protokoll vom 17. Mai 1935 abgezeichnet, sondern Gfr. Peters, zusammen mit Schriftführer Gfr. Funccius?

Womit hat der Wechsel im Vorsitz des Vorstands zu tun? Womöglich damit, dass Gfr. Horn nicht der NSDAP angehörte? Das Redemanuskript zur 20-Jahr-Feier antwortet unklar: „Noch einmal [nach einem Treffen im Monat April und am 17. Mai 1935] mußte [Stadtgruppenführer] Grote die Mitglieder zu einer Versammlung zusammen rufen[,] und zwar am 10. Juli 1935. Grund dieses Umstandes war, daß der von ihm ernannte 1. Vorstand Horn seinen Garten aus besonderen Umständen aufgegeben hatte und somit auch den ihm übertragenen Posten nicht mehr weiterführen konnte.“ (Redemanuskript, 20 Jahre, S. 2)

Eine junge Gartenfreundin! (1960): 11. Juni 1960. An die Gartenfreunde vom Mutterkamp! 2-seitiges Gedicht anlässlich des 25. Vereinsjubiläums 1960, hier Rückseite. Archiv KGV Mutterkamp e. V. Foto: Archiv KGV Mutterkamp e. V.
Eine junge Gartenfreundin! (1960): 11. Juni 1960. An die Gartenfreunde vom Mutterkamp! 2-seitiges Gedicht anlässlich des 25. Vereinsjubiläums 1960, hier Rückseite. Archiv KGV Mutterkamp e. V. Foto: Archiv KGV Mutterkamp e. V.

Im August 1935: „die Kinderschuhe sind ausgetreten“.

Bei der Versammlung vom 10. Juli 1935 „kam es erstmals dazu, daß für die Aufstellung eines 1. Vorstandes Vorschläge aus der Mitte der Gartenfreunde gemacht wurden[,] die nach erregter Debatte mit Dippold und Grote schließlich zu einem guten Ende führte. Vom neuen Vorstand wurde an diesem Tage schon für den 2. August [1935] eine neue Versammlung anberaumt, bei der dann ein Gesamtvorstand mit Gartenobmännern, Brunnenwarte, Gartenwarte, Kassenrevisoren und (da weiter) gewählt wurden. Der 2. August kann deshalb als der Tag angesehen werden, an dem der Gartenverein erstmalig verhandlungsfähig war, nachdem die Kinderschuhe ausgetreten waren.“ (Redemanuskript, 20 Jahre, S. 2, im Original durchgestrichen)

Quellen:

  • Abschrift Hauptakte (1951): „Abschrift! für die neu anzulegende Hauptakte des Kleingartenvereins Mutterkamp e. V.“ Ohne namentlich gekennzeichnete:n Autor:in. [vermutlich W. Peters]. 4 Seiten. Archiv KGV Mutterkamp. (Abschrift Hauptakte, 1951)
  • Protokollbuch I (1935–1962): Schrebergartenverein Mutterkamp 1935–1962. Handschriftliches Manuskript / Transkription. Archiv KGV Mutterkamp, 192 Seiten. (PB I)
  • Redemanuskript (1955): „Zur 20-jährigen Gründungsfeier der Gartenkolonie ,Mutterkamp‘!“ Ohne Verfasser:in. Archiv KGV Mutterkamp, 4 Seiten. (Redemanuskript, 20 Jahre, 1955)