Nr. 045: 118 Gärten in fünf „Bezirken“
Heute gibt es sie nicht mehr, die Brunnenwarte, Gartenkommissare, Gartenobmänner, die juristischen Beraterinnen und Berater – dafür Vorsitz, stellvertretender Vorsitz, Kassiererin/Kassierer, Kassenprüferin/Kassenprüfer, Fachberatung – vom Amt „Fäkalienwartung“ zu schweigen.
Gfr. Knuth (?) Trinks, Garten-Nr. 64, wird juristischer Beirat. Julius Eber (111), Albert Rünger (103) und Aloysius Diederich (109) heißen die drei Kassenrevisoren. Die vier Bauausschussmitglieder sind Wilhelm Lindemann (39), Johannes Seeliger (92), Wilhelm Koch (59) und Wilhelm Schoppe (53).
Um fünf Gartenobmänner küren zu können, bedarf es zunächst der Unterteilung der 118 Parzellen in fünf Abschnitte. Wenn man sich einen Lageplan der Kolonie vor Augen führt, dann befindet sich „Bezirk 1“ „links oben“, südwestlich, und grenzt an Ebertallee wie an den Weg „Am Nußberg“ parallel zur Eisenbahn. „Gtfd.“ Gerhard Danneberg von Garten Nr. 25 kümmert sich um die 18 Gärten im „Bezirk 1“, also um Nr. 1–6 und Nr. 21–32.
Dann gibt es einen südöstlich gelegenen „Bezirk 2“, also „links unten“; Paul Freude (10) verwaltet den 19 Gärten umfassenden Bezirk, und zwar Nr. 7–20 und Nr. 35–39. Es fehlen interessanterweise die Gärten Nr. 33 (Gfr. Witte) und Nr. 34 (Gfr. Oskar Stöfer). Warum?
„Bezirk 3“ ist der größte Bezirk – er umfasst 30 Parzellen.
Der größte Bezirk grenzt westlich an den Fuß- und Fahrweg an der Eisenbahn, liegt also in der „Mitte oben“; Alb. Stucke (61) hat „Bezirk 3“ unter sich, also die 30 Gärten von Nr. 44–55 und Nr. 65–89. Gegenüber befindet sich der östlich gelegene „Bezirk 4“, also „Mitte unten“ und Otto Freienberg (76) ist Ansprechpartner für 20 Gärten, im Detail Nr. 40–43, Nr. 56–64 und Nr. 77–83. Der nördlich gelegene „Bezirk 5“, also „rechts“, entspricht der heutigen (fälschlich sog.) „Ostzone“. Wilhelm Klie (96) „obwaltet“ somit 29 Parzellen, das sind Nr. 90–117; Nr. 118 am Vereinsheim gehört mit zum 5. Bezirk.
Heute „strukturieren“ fünf Gänge die Parzellen.
Heute verlaufen 5 Gänge parallel zur Ebertallee und ordnen die 119 Gärten. Am „Gang 1“ liegen – von „links“ nach „rechts“, vom Weg „Am Nußberg“ runter bis zum Graben, der Begrenzung zum KGV Dammwiese, gegründet 1948 – die Gärten Nr. 1–6 den Gärten Nr. 26–21 gegenüber sowie jenseits des Hauptwegs („Weg C“ bzw. „Wegenetz C“ im Plan von ca. 1935, (vgl. Blogbeitrag Urbarmachung und Kultivierung).) die Gärten Nr. 7–13 den Gärten Nr. 20–14 gegenüber. Am „Gang 2“ liegen die Gärten Nr. 27–32 den Gärten Nr. 49–44 gegenüber sowie jenseits des Hauptwegs die Gärten Nr. 33–39 den Gärten Nr. 43–40 gegenüber. Visavis der Gärten Nr. 37–39 liegt der Vereinsspielplatz hinter einer Hainbuchenhecke. Am „Gang 3“ befinden sich die Gärten Nr. 50–55 gegenüber Nr. 70–65 sowie jenseits des Hauptwegs die Gärten Nr. 56–59 den Gärten Nr. 64–60 gegenüber. Am „Gang 4“ liegen die Gärten Nr. 71–76 den Gärten Nr. 89–84 gegenüber sowie jenseits des Hauptwegs die Gärten Nr. 77–80 den Gärten Nr. 83–81 gegenüber. Um in die sog. „Ostzone“ zu gelangen – politisch nicht ganz korrekt und geografisch falsch, weil südlich gelegen –, gilt es, den Weg „Mutterkamp“ (im Dezember 2010 so von der Stadt benannt) zu überqueren, über diesen ehemaligen „Promenadenweg“ ist Nr. 119 exklusiv zu erreichen. Die Gärten Nr. 90–95 sowie Nr. 103–98 liegen an „Gang 5“ wie auch Nr. 96, 97, 110 sowie Nr. 104–109 sowie Nr. 117–111.
Vereinsheim alt – 1939 bis 1958
Gang 3 führt an Nr. 118 vorbei zum Vereinsplatz mit (mind. zwei) Schnittgutcontainern auf Parkplätzen vorm alten Vereinsheim, wiederum angrenzend an den sog. „Biergarten“ (Platz neu gestaltet in 2000er Jahren) unter hohen Kastanien. Die Wurzeln des alten Vereinsheims sind ein altes Vereinshaus des KGV Wiesengrund, das im Sommer 1939 angeschafft, im Zweiten Weltkrieg erweitert und nach 1965 zum sog. „Jugendheim“ wurde, als sich die Gruppe der „Deutschen Schreberjugend“ dort traf. Denn Rudolf Hampe, gen. Rudi, Nr. 60?, war zum neuen „Landesjugendleiter der Deutschen Schreberjugend“ gewählt worden. Gleichfalls versammelten sich im alten Vereinsheim auch die „Schreberfrauengruppe“, die „Frauenfachberatung“ sowie eine „Bastelgruppe“ (der Frauen). Im „Jugendheim“ befindet sich bis heute noch die vereinsinterne Schießanlage.
Vereinsheim neu – 1959 ff.
Das jetzige Vereinsheim wurde im Frühjahr 1959 errichtet und hat seine Wurzeln in einer Sparkassenbaracke, wie in den Chronikversionen 1985, 1995, 2005, 2010, 2015 zu lesen ist: Das alte Vereinsheim ist mit der Zeit zu klein geworden, kurz entschlossen rissen eine handvoll Gartenfreunde die Sparkassenbaracke in Königslutter ab und bauten diese im Mutterkamp auf. Unser Heim konnte in den folgenden Jahren laufend verbessert werden, so daß es heute noch urgemütlich ist (Tabelle Vereinschroniken, 2024). Die erste Fassung der Chronik (1960) ist zeitlich am nächsten dran und liefert genauere Informationen: Im Herbst 1958 geht es im Verein wieder lebhaft zu. Von der Zweigstelle der Staatsbank in Königslutter wird eine gute Bürobaracke günstig gekauft, dort abgebrochen und nach unserem Vereinsplatz gebracht. Im nächsten Frühjahr [1959] entsteht der Neubau unseres Vereinsheimes in Größe von 10 mal 15 Metern, in dem wir heute [1960] das 25jährige Bestehen unseres Vereins feiern können. (Vereinschronik 1960 / 25 Jahre)
Überzeitig gültig: Die Brunnenumgebung ist kein Spielplatz.
1935 gibt es sechs Brunnenwarte. „Als solche werden bestellt: Brunnen N[umer]o 1. Willi Fischer, Garten Nr. 5“; „Brunnen No 2“: Heinrich Gramann (11); No 3: Otto Hoffmeister (32); No 4: Traugott Forke (65); No 5: Otto Freienberg (76) und No 6: Otto Stock (98). Und was haben diese Ehrenämtler zu tun? „Es ist Aufgabe der Brunnenwarte, für die Instandhaltung und pflegliche Behandlung der Brunnen Sorge zu tragen und darauf zu achten, daß Kinder den Brunnen nicht benutzen und daß die Brunnenumgebung kein Spielplatz ist. Bei eintretendem Frost sind die Brunnen sicher zu stellen.“ (02.08.1935, PB I, S. 4–6, hier S. 5)
Quellen:
- Synopsis Vereinschroniken (2024): Vereinschroniken des KGV Mutterkamp von 1960, 1985, 1995, 2005, 2010, 2015. Archiv KGV Mutterkamp. (Tabelle Vereinschroniken, 2024)
- Festschrift (1960): „25 Jahre Vereinsleben.“ [Im Vorstand sind 1960: Gustav Bodenburg, Friedrich Bormann, Alois Poggel, Hans Bohnhorst, Wilhelm Appelt.] Archiv KGV Mutterkamp, S. 6–7. (Vereinschronik 1960 / 25 Jahre)
- Protokollbuch I (1935–1962): Schrebergartenverein Mutterkamp 1935–1962. Handschriftliches Manuskript / Transkription. Archiv KGV Mutterkamp, 192 Seiten. (PB I)