Menü Schließen

Nr. 044: Kontrolle durch „Organisationen“ statt durch Ämter

Nr. 044: Kontrolle durch „Organisationen“ statt durch Ämter

Die 118 Gärten sind in fünf „Bezirke“ unterteilt. Es gibt Brunnenwarte, einen Bauausschuss, Gartenkommissare und Kassenrevisoren. Ein „Gfr.“ berät juristisch und Gartenobmänner unterstützen den Hauptkassierer.

War im Mai 1935 noch von „freiwilligem Arbeitsgang“ und „den gemeinsamen Arbeiten“ die Rede, heißt es im August 1935: „Pflichtarbeit: Grundsätzlich sind alle Mitglieder zur Pflichtarbeit verpflichtet; ausgenommen sind der Vorstand, der ohnehin Arbeit hat. Befreiung sind vom Vorstand zu prüfen und zu genehmigen. Die Leitung der Pflichtarbeiten übernimmt Gartenfreund Funccius, Garten Nr. 22, sein Stellvertreter ist Gartenfreund Fritsche, Garten Nr. 54.“ (02.08.1935, PB I, S. 4–6, hier S. 4, unterstrichen im Original)

„Die Pflichtarbeiten sollen genau eingeteilt werden, daß jedes Mitglied gleichmäßig herangezogen wird. Der Anschlag zur Pflichtarbeit hat 3 Tage vorher zu erfolgen. Es ist Buch darüber zu führen, wer an den Arbeiten teilnimmt, wer ohne Grund fehlt und ohne vom Vorstand befreit zudem fehlt, hat pro Stunde RM 0,50 zu zahlen. Über die so eingehenden Gelder verfügt der Gesamtvorstand. Es ist darüber Buch zu führen. Der Hauptkassierer wird hiermit nicht belastet.“ (02.08.1935, PB I, S. 4–6, hier S. 4)

Festschrift (1960): „25 Jahre Gartenverein Mutterkamp. 1960“. 8 Seiten. Archiv KGV Mutterkamp. (Festschrift 1960). Foto: Archiv KGV Mutterkamp
Festschrift (1960): „25 Jahre Gartenverein Mutterkamp. 1960“. 8 Seiten. Archiv KGV Mutterkamp. (Festschrift 1960). Foto: Archiv KGV Mutterkamp
Grußwort des Landesverbands der Kleingärtner e. V., Hermann Mädge, 1. Vorsitzender (1960): „Dem Kleingärtnerverein Mutterkamp e. V. zu seinem 25-jährigen Bestehen.“ 25 Jahre Vereinsleben. o. S. [Im Vorstand sind 1960: Gustav Bodenburg, Friedrich Bormann, Alois Poggel, Hans Bohnhorst, Wilhelm Appelt.] Archiv KGV Mutterkamp. (Vereinschronik 1960 / 25 Jahre). Foto: Archiv KGV Mutterkamp e. V.

„Gartenkommissar“ der Kolonie Mutterkamp

Im August 1935 erhält der Pächter von Nr. 22 ein weiteres Amt: „Gartenfreund Funccius wird zum Kommissar der Kolonie Mutterkamp bestellt. Derselbe hat darüber zu wachen, daß die Gärten nach den Weisungen des Reichsbundes der Kleingärtner und Kleinsiedler Deutschlands e. V. angelegt und gepflegt werden. Seinen Anordnungen ist Folge zu leisten.“ (02.08.1935, PB I, S. 4–6, hier S. 5)

Gartenfreund Horney, Nr. 58, vertritt Gfr. Funccius als „Gartenkommissar“. So legt es die 1951 rekonstruierte „Abschrift! für die neu anzulegende Hauptakte des Kleingartenvereins Mutterkamp E.V.“ (Abschrift Hauptakte, 1951) nahe. Das Phänomen der Gleichschaltung bis ins Kleingartenwesen bildet sich ab, denn die Gartenfreunde schreiben nicht mehr von ihren „(Ehren-)Ämtern“, sondern von „Organisationen“: „In Gleicher Versammlung [2. August 1935] wurden folgende Organisationen ins Leben gerufen“ (Abschrift Hauptakte, 1951, S. 1): „Gartenkommissare“, ein juristischer Beirat, Kassenrevisoren, Bauausschussmitglieder, Gartenobmänner, Brunnenwarte (Abschrift Hauptakte, 1951, S. 1 f.).

2-seitige Chronik in der Festschrift (1960): „25 Jahre Vereinsleben.“ Foto: Archiv KGV Mutterkamp e. V.
Gfrd. Robert Hampe (1960, Hampe bereits verstorben): „Heimatlied“. In: Festschrift „25 Jahre Vereinsleben.“ Archiv KGV Mutterkamp. Foto: Archiv KGV Mutterkamp e. V.

KGV Mutterkamp in 5 Bezirke à durchschnittlich 23 Gärten aufgeteilt – ausgerechnet in „Bezirke“

Fünf Gartenobmänner „zur Unterstützung des Kassierers“ werden berufen. Und diese fünf Personen haben ausgerechnet fünf „Bezirke“ (Gartenbezirke) unter sich – der verwirrende Ausdruck „Bezirk“ … Als herrsche nicht schon genug Irritation im Zusammenhang mit dem (offiziell zu verwendenden) Begriff „Bezirksgruppe Braunschweig“ im „Landesbund Niedersachsen“ im Gegensatz zur (verwendeten inoffiziellen) Bezeichnung Landesgruppe Braunschweig bzw. Braunschweiger Landesgruppe (vgl. Blogbeiträge „Braunschweigische Landeszeitung“ vermeldet die Geburtsstunde sowie Undemokratische Ämtervergabe und Ämterhäufung).

Quellen:

  • Protokollbuch I (1935–1962): Schrebergartenverein Mutterkamp 1935–1962. Handschriftliches Manuskript / Transkription. Archiv KGV Mutterkamp, 192 Seiten. (PB I)
  • Abschrift Hauptakte (1951): „Abschrift! für die neu anzulegende Hauptakte des Kleingartenvereins Mutterkamp e. V.“ Ohne namentlich gekennzeichnete:n Autor:in. [vermutlich W. Peters]. 4 Seiten. Archiv KGV Mutterkamp. (Abschrift Hauptakte, 1951)