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Nr. 016: Exkurs zum „Ersatzland“, Teil 4 von 7: Wechselnde Besitzverhältnisse

Nr. 016: Exkurs zum „Ersatzland“, Teil 4 von 7

Wechselnde Besitzverhältnisse

Die Besitzverhältnisse des „Ersatzlands“ sind wechselhaft. Heute gehören die 119 Gärten des Kleingartenvereins Mutterkamp, zu erreichen unter der Adresse des Vereinsheims – Ebertallee 19 in 38104 Braunschweig –, jedenfalls zu Braunschweig-Riddagshausen.

1925 gemeindete die Stadt Braunschweig das Franzsche Feld, den Prinz-Albrecht-Park und den Nussberg ein, während die Fläche des KGV Mutterkamp damals weiterhin zu Riddagshausen gehörte. Der Freistaat Braunschweig (1918–1933) hatte zugunsten der Stadt Braunschweig auf Riddagshausen zu verzichten, indem der 1858 geschlossene „Casparivertrag“ abgelöst wurde (sog. „Auseinandersetzungsvertrag“ von 1934; Warnecke 2006b, S. 85). Der „Casparivertrag“ hatte der Stadt Braunschweig größere finanzielle Sicherheit gegenüber der herzoglichen Landesregierung garantiert. 1934, in der NS-Zeit, gemeindete die Stadt Braunschweig den Ort Riddagshausen inkl. Klostergut Riddagshausen (Domäne) ein, gleichfalls das angrenzende Gliesmarode. Zur Erinnerung: Doch bemühte sich unsere Stadtverwaltung rechtzeitig um günstig gelegenes Ersatzland. Die 6 Hektar große, bisher vom Klostergut Riddagshausen landwirtschaftlich genutzte Fläche östlich des Nußberges bis zu den Wabeauen mit der Flurbezeichnung „Mutterkamp“ wird von der Stadt Braunschweig übernommen und als Dauerkolonie parzelliert. Die Stadt Braunschweig musste 1935 Riddagshausen wiederum an die Hermann-Göring-Stiftung (spätere „Jägerhofstiftung“) übereignen (Warnecke 2006b, S. 75).

Historischer Plan von 1753
Das „Closter Riddagshausen“ und Neuhof lagen Mitte des 18. Jahrhunderts außerhalb der Braunschweiger Landwehr. Die Karte „Closter Riddagshausen“ von 1753 zeigt Feldmarken und die Einteilung in „Wannen“, die damals vorgenommen worden waren: „Wanne“ und „Feld: bei den 3 Brücken“ (sehr schwer lesbar) ist für das Gelände eingetragen, wo 182 Jahre später der Kleingartenverein Mutterkamp e. V. angesiedelt wurde. 1822 sollte die Domäne Riddagshausen mit Neuhof vereint werden. Foto: Stadtarchiv Braunschweig: Braunschweig-Atlas, 2.167 (schwarzweiß)
1753-Plan-Closter-Riddagshausen-Neuhof-Feldmark
Plan des Closters Riddagshausen des dabey liegenden Neuenhofes nebst der gantzen dazu gehörigen Feldmarck an Länderey, Wiesen, Anger, Holtzung und Koppel-Hueden (?). Foto: Stadtarchiv Braunschweig: Braunschweig-Atlas, 2.167 (schwarzweiß)

Ersatzland in der Nähe eines Strandbads …

Das günstig gelegene Ersatzland befand sich (nicht nur) in der Nähe einer öffentlichen Badeanstalt, denn 1924 war am Lünischteich aus einem ehemaligen Fischteich des Klosters ein Strandbad entstanden (vgl. Warnecke 2006, S. 34). Der Lünischteich am heutigen Lünischgrund liegt am südlichen Ausläufer des Nussbergs, wo sich ursprünglich gleichfalls ein Sumpfgebiet befand: das „Nachtbleek“ und „3 Brücken“ (vgl. Warnecke 2006b, S. 34). Besagtes Strandbad ging 1936 in den Besitz der Stadt Braunschweig über.

Historische Ansicht von 1770 von der Festung Braunschweig bis zur Landwehr
Die Karte (ohne Titel) gibt die Feldmarken mit Wanneneinteilungen exakt wieder. Anger, Wege und Teiche wie Wald-, Wiesen-, Garten- und Ackerland sind durch jeweils eigene Signaturen deutlich voneinander unterschieden. Foto: Stadtarchiv Braunschweig: Atlas „Die Geschichte der Stadt Braunschweig in Karten, Plänen und Ansichten“, 3.36

… und in der Nähe eines Solbads

Die Fläche mit der Flurbezeichnung „Mutterkamp“ lag (nämlich auch, wenn auch nur fast) in der Nähe eines „Solbads“ bzw. eines Vorhabens zu einem solchen: 1887 war in der Nähe der heutigen Stresemannstraße südöstlich des Nussbergs „eine Solquelle erbohrt“ worden. Daran erinnert „allerdings nur“ ein mit einem Froschkönig verziertes kleines Wasserbecken in „Boreks Garten“ (vgl. Warnecke 2006b, S. 35), denn man wetteiferte damals am gleichen Ort mit den (Vor-)Planungen zur Eisenbahnlinie Richtung Gifhorn.

Quellen:

  • Warnecke, Burchardt (2006b): Der Braunschweiger Nußberg und seine Umgebung. Ein Stück Stadtgeschichte aus dem Osten der Stadt Braunschweig. 10. Aufl. Braunschweig: Appelhans