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Nr. 015: Exkurs zum „Ersatzland“, Teil 3 von 7: Aus dem „Großen Exer“ wird der Prinz-Albrecht-Park

Nr. 015: Exkurs zum „Ersatzland“, Teil 3 von 7

Aus dem „Großen Exer“ wird der Prinz-Albrecht-Park

Der „Prinzenpark“ entsteht ab 1895 und entwickelt sich, bis er eine Gaststätte integriert, repräsentativen Blumenschmuck, Sportstätten für Fußball und Rollschuhlauf usw. Ab 1935 wird aus Prestigegründen die Kastanienallee „hindurchgewalzt“, bis zum „Reichsjägerhof“. In der Not des Zweiten Weltkriegs braucht es dann im „Prinzenpark“ einen Feuerlöschteich und Anbaufläche für Gemüse.

Die Riddagshäuser Domänenverwaltung stimmte wiederum zu – wie zur Einrichtung des „Großen Exers“ ab 1824 –, als aus besagtem Truppenübungsplatz zwischen 1895 und 1903 der Prinz-Albrecht-Park entstehen sollte, zunächst „Nussbergpark“ genannt. Später schlossen sich eine Gaststätte an, das „Nußbergrestaurant“ (ca. 1892–1962), eine mit vier Wällen voneinander getrennte dreizügige Rodelbahn, ein repräsentatives, blumengeschmücktes Rasenoval (heutige „Rollo“/Rollschuhbahn/Skaterplatz; 1941 war aus dem Rasenoval ein Feuerlöschteich geworden) und eine rondellförmige Reitanlage (heutiger „Pferdespielplatz“).

Historische Karte
Wie auch das Maring’sche Gelände so liegt auch die Ausgleichsfläche zwischen Nussberg und Dammwiese – „Bei den Brücken“ – außerhalb der Stadtgrenzen und ist ebenfalls nicht bewertet. Foto: Stadtarchiv Braunschweig, Historischer Atlas der Stadt Braunschweig, 1.121 (unterer Teil)
Historische Karte
Die Stadt Braunschweig hat in den 1960er Jahren eine Karte mit den Bodenwerten von 1914 reproduzieren lassen. Auf dem unteren Teil der Bodenkarte befindet sich die Legende. Aus ihr geht der damalige Preis für den Boden hervor, und zwar in zwölf Preiskategorien. Von bis zu 1 Mark pro Quadratmeter (hellgrau eingefärbt) erstreckt sich die Spanne bis zu über 300 Mark pro Quadratmeter (dunkellila eingefärbt). Foto: Stadtarchiv Braunschweig, Historischer Atlas der Stadt Braunschweig, 1.121 (unterer Teil)

Auf revolutionär neuen Fußballplätzen auf dem Franzschen Feld im Prinzenpark wird nach 1918 aus Not Gemüse angebaut

Der Prinzenpark schloss das Franzsche Feld nicht mit ein, sondern sah stattdessen Platz für die „in dieser Zeit aufkommende[…] Sportbewegung“ vor (Warnecke 2006b, S. 56): Mit Barrieren eingefasste Fußballplätze wurden angelegt. Zwischen 1918 und 1924 erlag deren Betrieb, weil (wie erwähnt) nach dem Ersten Weltkrieg „die Sportfelder und andere Teile des Franzschen Feldes in eine riesige Kleingartenanlage umgewandelt wurden. Die Versorgung der Bevölkerung mit Gemüse war so schlecht, daß man sich zu dieser Maßnahme gezwungen“ (Warnecke 2006b, S. 60) gesehen hatte.

Historische Karte von 1914
Wenn man das Maring’sche Gelände anschaut, wo die projektierten Straßen des Fliegerviertels entstehen werden, so liegt es außerhalb der farbigen Kennzeichnung, da es noch nicht zur Stadt Braunschweig gehört. Das sich links vom Adamsgraben anschließende Wohnviertel in der Karl-, Schunter-, Wabe-, Heinrichstraße und der Straße „Am Stadtpark“ hat dreierlei Einfärbungen. Der Boden dort gilt nach der Legende nicht als hochpreisig, sondern liegt im Mittelfeld. Er beläuft sich zwischen 6 bis 10 Mark pro Quadratmeter (hellorange schraffiert) über 10 bis 15 Mark pro Quadratmeter (orange) bis zu 15 bis 30 Mark pro Quadratmeter (rotorange schraffiert) Foto: Stadtarchiv Braunschweig, Historischer Atlas der Stadt Braunschweig, 1.120 (oberer Teil)
Historische Karte von 1945
Das Nordosten-Blatt der Schadenskarte zeigt, dass der Weg durch den Prinz-Albrecht-Park ab 1935 stark ausgebaut worden ist. Ein eigener Gleiskörper für die Straßenbahn wurde verlegt. Die Haltestelle „Zum Nussberg“ befand sich an der Eisenbahnüberführung/Straßenbrücke. 1963 wurde die Linie eingestellt. Foto: Stadtarchiv Braunschweig: Historischer Atlas, 1.142

1935 starker Ausbau des Parkwegs – Straßenbahn fährt bis 1963 am Mutterkamp-Gelände entlang

Das Wegesystem des Prinzenparks bestimmte ein 3,5 Kilometer langer und 9 Meter breiter Rundweg für Fußgängerinnen, Fußgänger, Reiter und Gespanne. In den 1930er Jahren veränderte sich das Wegenetz einschneidend. In Verlängerung der Kastanienallee wurde der Parkweg ab 1935 nämlich stark ausgebaut und mit einem eigenen Gleiskörper für die Straßenbahn bis zur Haltestelle „Zum Nussberg“ (Eisenbahnüberführung/Straßenbrücke) versehen, 1937 bis nach Riddagshausen zum Kreuzteich / Ausflugslokal „Herrenkrug“ verlängert und 1938 „am Eck Klostergang/Nehrkornweg/Ebertallee, quasi als Umrundung des berühmten Manegolds Kaffeegarten, gebaut“ (Wetterau 2016, S. 7), ehe 1963 die Linie eingestellt wurde. In der Geschichte des Braunschweiger Straßenbahnnetzes 1879 bis 1945 heißt es (Stadt.Bahn.Plus 2017): „1963 – Nach Straßenbauarbeiten wird der Einbau der Gleise auf der Kastanienallee ,vergessen‘“. 

Die von Adolf-Hitler-Straße in Hermann-Göring-Allee und in Hindenburgallee umbenannte heutige Ebertallee teilte den Prinz-Albrecht-Park fortan in zwei Hälften. „Hierdurch wurde das Gesamtbild des Parkes empfindlich gestört.“ (Warnecke 2006b, S. 58) Und das östliche Stadtgebiet war somit nicht mehr ausschließlich über den Riddagshäuser Weg (heutige Georg-Westermann-Allee), beim Polizeistadion links vorbei und dann wieder rechts über die Eisenbahnbrücke mit Riddagshausen verbunden. Entlang dem Riddagshäuser Weg, also am südwestlichen Ausläufer des Nussbergs, war ursprünglich Sumpfgelände gewesen, der „Mooranger“. Den dortigen „Moorteich“ hatte man aufgefüllt und 1920 hatte sich dort der KGV Mückenburg gegründet.

Quellen: