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Nr. 013: Exkurs zum „Ersatzland“, Teil 1 von 7: Am Anfang: Weinanbau an den Hängen des Nussbergs

Nr. 013: Exkurs zum „Ersatzland“, Teil 1 von 7

Am Anfang: Weinanbau an den Hängen des Nussbergs

„Nicht so wohlschmeckend“ – Auf dem 6 Hektar großen Ersatzland wuchs im 13. Jahrhundert Wein, als sich in Riddagshausen eine Zisterzienserabtei gegründet hatte. Außerhalb der Klosteranlage entstand das Dorf Neuhof. Nach Bauer Franz aus Neuhof ist das „Franzsche Feld“ benannt und war einst 20 Hektar großes Weideland.

Die Mutterkamp-Chronik beschreibt das Ersatzland mit der Flurbezeichnung „Mutterkamp“ als eine 6 Hektar große, bisher vom Klostergut Riddagshausen landwirtschaftlich genutzte Fläche östlich des Nußberges bis zu den Wabeauen. Der Nussberg ist ein kleiner bewaldeter Höhenzug von 93 Meter Höhe, aus dessen Hängen vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert Rogenstein abgebaut worden war. Tatsächlich hatten die Riddagshäuser Zisterziensermönche im 13. Jahrhundert am östlichen Hang des Nussbergs 1,5 Hektar (6 Morgen) umfassende Weinberge angelegt, um den Weinbedarf für das Abendmahl möglichst selbst decken zu können, und zwar – wie am südlichen Hang – „mehr oder weniger erfolgreich“! „Es wird berichtet, daß die Weine nicht so wohl schmeckten. Auf die Güte des Weines kam es zu dieser Zeit wohl auch nicht an. Aus heutiger Sicht war das Gebiet klimatisch und wegen der Bodenverhältnisse für den Weinbau nicht geeignet.“ (Warnecke 2006b, S. 21)

Historischer Plan von 1753
Um das mittelalterliche Braunschweig und die Festung Braunschweig herum hatte sich außerhalb der Stadtmauern der ehedem geschlossene Befestigungsring befunden, darum herum die Braunschweiger Landwehr. 1753 wurde die herzogliche Residenz zurück nach Braunschweig verlegt. 1765 wurden die alten Landwehrtürme als Zoll- und Wirtshäuser genutzt und nach und nach veräußert. Seit 1770 sollten die Doppelwälle der Landwehr abgeholzt und abgetragen wie verkauft und in Ackerland bzw. Weiden und Wiesen umgewandelt werden. Foto: Stadtarchiv Braunschweig: Braunschweig-Atlas, 2.167a (farbig)

Zisterzienser und Stadt regeln den Abbau des Rogensteins vertraglich

Das Nussberggebiet hatte bis 1268 zu Gliesmarode gehört, ehe es in den Besitz des damals entstehenden Zisterzienserklosters Riddagshausen kam, denn „die geologische Lage erschien günstig. Die leichte Erhöhung des Ausläufers der […] östlichen Erhebung [Nussberg] und die Existenz eines Flusses [Wabe] in unmittelbarer Nähe waren sicherlich für die [Kloster-]Gründung ausschlaggebend“ (Warnecke 2006b, S. 20). Die Zisterzienserabtei vereinbarte mit der Stadt Braunschweig, die Nussbergsteinbrüche geteilt zu nutzen (Verträge über Abbaurechte).

Historischer Plan von 1775
Der Plan stammt von ca. 1775 und nennt sich „Plan der Umgebung der Stadt Braunschweig bis zur Landwehr. Nach alten Grundrissen zusammengestellt vom Stadtgeometer Fr. Knoll.“ Der Grund östlich des Nussbergs, wo 160 Jahre später die Ausgleichsflächen des KGV Mutterkamp e. V. liegen werden, trägt noch nicht den Namen „Mutterkamp“. Foto: Stadtarchiv Braunschweig: Braunschweig-Atlas, 2.110

Weinberge und eine Obstplantage

Nachdem die Abtei während der Reformation im frühen 16. Jahrhundert zum evangelischen Glauben übergetreten war, besaß und verwaltete ein staatlicher Fonds im Zuge der Säkularisierung im Land Braunschweig alle Besitztümer und das Vermögen des Klosters einschließlich des Nussbergs. „Hierzu gehörten zu diesem Zeitpunkt [gemeint ist 1574] ca. 2000 Morgen Land [500 Hektar], von denen aber nur 175 Morgen [45 Hektar] vom Kloster selbst bewirtschaftet wurden.“ (Warnecke 2006b, S. 36) Und nur bis 1606 betrieben die Mönche Weinanbau, denn die Bürgerinnen und Bürger der Stadt sollen sich ständig darüber geärgert und die Anlagen immer wieder verwüstet haben. Ein bürgerlicher Pächter (namens Vetter) legte um 1755 wiederum Weinberge und eine Obstplantage an, nachdem ihm das Domänengut zu diesem Zweck Gebiete am Nussberg verpachtet hatte (vgl. Warnecke 2006b, S. 33).

Historischer Plan von 1840
Mit der Erschließung des Hagenbruchs verändert sich die Bezeichnung der Flurstücke. Der Plan ist von 1840, zeigt die „Stadt Braunschweig nebst Umgebung. Bearbeitet vom Geometer W. Schadt.“ Foto: Stadtarchiv Braunschweig: Braunschweig-Atlas, 2.124

Franzsches Feld

Am Westhang des Nussbergs lag das „Franzsche Feld“, genannt nach Bauer Franz aus Neuhof. Das Dorf Neuhof war Anfang des 14. Jahrhunderts außerhalb der Klosteranlage entstanden und entwickelte sich aus aufgelösten Bauernsiedlungen. Neuhof bestand dann aus Ackerhöfen, „Kothöfen“, also kleineren Bauernhäusern („Kate“ für „kleines Haus“) mit Selbstversorgergärten, und einem Rittergut und wurde 1822 mit der Klosterdomäne zu einer Kirchengemeinde vereinigt – die Gemeinde „Riddagshausen-Neuhof“ entstand (Stadt Braunschweig 2022). Die überwiegend als Weideland genutzte landwirtschaftliche Fläche des „Franzschen Feldes“ „hatte eine Größe von 83 Morgen [20 Hektar] und dehnte sich [von der heutigen Grünewaldstraße] bis zur heutigen Georg-Westermann-Allee (früher Riddagshäuser Allee) aus.“ (Warnecke 2006b, S. 41)

Quellen: